BHI-Report: Lehren aus Katar
17.05.2023 I Die Zusammenarbeit zwischen der Bau- und Holzarbeiterinternationalen (BHI) und der katarischen Aufsichtsbehörde, dem Obersten Komitee für Übergabe und Vermächtnis (SC), bei den Vorbereitungen zur Fußball-Weltmeisterschaft Ende 2022 kann ein Modell für künftige Mega-Infrastrukturprojekte sein – insbesondere in Ländern, wo der Schutz der Arbeiter_innen durch die ILO-Arbeitsstandards nicht gegeben ist. Das ist das Ergebnis eines Fünfjahresberichts, den der Gewerkschaftsbund Mitte Mai auf einer Konferenz vorgestellt hat.
Für die WM hatten etliche Stadien und weitere Infrastruktur neu gebaut werden müssen. Mehr als 30.000 Bauarbeiter, die bei weitem überwiegende Mehrheit migrantische Wanderarbeiter, waren dort beschäftigt und fielen damit unter die Aufsicht des SC. Schon früh hatten die BHI und auch Amnesty International über schlimmste Zustände und Arbeitsbedingungen berichtet, auch von tödlichen Unfällen war die Rede. Hinzu kam das Kafala-System, das den Arbeitgebern die alleinige Macht gab, Arbeiter_innen zu registrieren und beispielsweise ihre Ausreise zu verbieten. Inzwischen hat Katar Reformen durchgeführt.
Zwei Punkte seien entscheidend gewesen, die Rechte und den Schutz der Arbeitenden besser durchzusetzen, sagte BHI-Generalsekretär Ambet Yuson bei der Vorstellung des Reports: gemeinsame Inspektionen von BHI und SC, die durch einen gemeinsamen Kontrollausschuss möglich wurden, und Arbeitnehmendenvertretungen auf den Baustellen, sogenannte Arbeiterwohlfahrtsforen (WWF). Die Zusammenarbeit in der Arbeitsgruppe habe umfassende medizinische Untersuchungen und Überwachungen für alle Arbeitnehmer, zusätzliche Schulungen und Ausbildungen und neue Methoden zur Milderung von Hitzestress möglich gemacht, heißt es in dem Report. Sie sei aber nicht immer leicht gewesen, so der leitende BHI-Inspektor Simon Hester. „Das befriedigendste Element waren die Gespräche mit den Arbeitnehmenden und die Hilfe zur Einrichtung echter demokratisch gewählter Arbeitnehmer-Wohlfahrtsforen.“
Die Autoren des Berichts kritisieren allerdings zum einen, dass die Verbesserungen und vor allem das System der WWF bislang nicht auf alle Baustellen in Katar ausgeweitet wurden. Zum anderen befürchten sie, dass das SC nach Abflauen der öffentlichen Aufmerksamkeit nicht weiter daran arbeitet, zu Schaden gekommene Arbeiter zu unterstützen. „Für uns als BHI war es gut, direkt mit migrantischen Beschäftigten und ihren Organisationen arbeiten zu können, und wir freuen uns darauf, diese Zusammenarbeit fortzusetzen“, sagte Generalsekretär Yuson.