Schöneberger Forum 2025 - Rückblick
Arbeit gesund gestalten
Was Personalräte bewirken können
Unsere jährliche Fachtagung für Beschäftigte im öffentlichen Dienst, das Schöneberger Forum, fand vom 18. - 19. November 2025 in Berlin statt.
"Arbeit gesund gestalten" war das Thema des Schöneberger Forums 2025. Im Fokus der Fachtagung stand die Bedeutung der Mitbestimmung beim Arbeits- und Gesundheitsschutz als Schwerpunktaufgabe der Personalräte.
Es wurde aufgezeigt und diskutiert, was Personalräte – gerade in Zeiten von steigender Arbeitsverdichtung und -belastung – dazu beitragen können, damit Beschäftigte geschützt werden und gesund bleiben.
Einen Einblick in die Tagung und die Diskussionen in den Foren geben wir unten.
Deutscher Personalräte-Preis
Im Rahmen des Schöneberger Forums 2025 wurde zudem der Deutsche Personalräte-Preis verliehen. Zum 15. Mal zeichnete die Zeitschrift „Der Personalrat“ des Frankfurter Bund-Verlags beispielhafte Arbeit und herausragende Projekte von Interessenvertretungen im öffentlichen Dienst aus. Preiswürdig sind Initiativen und erzielte Vereinbarungen, die Arbeitsbedingungen, das Arbeitsumfeld oder soziale Regelungen für die Beschäftigten verbessern.
Der Deutsche Personalräte-Preis 2025 in Gold geht an den Personalrat der Förderschulen und Klinikschulen bei der Bezirksregierung Arnsberg. Das Gremium setzte sich erfolgreich dafür ein, dass alle Mitglieder des Personalrats mit notwendigen dienstlichen Endgeräten ausgestattet werden, um ihre Arbeit innerhalb der Dienststelle professionell und datenschutzkonform durchführen zu können.
Für seine wegweisende Rahmendienstvereinbarung zum Einsatz von Systemen Künstlicher Intelligenz verbunden mit Maßnahmen zur Qualifizierung und Beschäftigungssicherung wird der Gesamtpersonalrat AOK Bayern – die Gesundheitskasse, Nürnberg, mit der Auszeichnung in Silber geehrt.
Die Auszeichnung in Bronze erhält der Gesamtpersonalrat des Bundesamts für Logistik und Mobilität (BALM), Köln. Das Gremium erzielte eine Dienstvereinbarung, die Flexibilisierung ermöglicht, ohne dass effektive Kontrollen im Rahmen des gesetzlichen Überwachungsauftrages der Behörde vernachlässigt werden.
Der diesjährige Sonderpreis der DGB-Jugend ging an die Jugend- und Auszubildendenvertretung des Polizeiverwaltungsamts Dresden. Die jungen Interessenvertreter*innen erzielten maßgebliche Verbesserungen für Dual Studierende durch eine Angleichung an den TVA-L.
Der Sonderpreis Debeka ging in diesem Jahr an den Personalrat des Kreises Herford. Die dortige Interessenvertretung konnte deutliche Verbesserungen im Umgang mit Mehrarbeit und Arbeitskonten erreichen und schloss dazu eine Dienstvereinbarung ab.
Mehr dazu unter www.dprp.de.
Inhalte und Vorträge der Foren
Die uns zur Verfügung gestellten Vorträge können hier als PDF herunterladen werden:
Forum 1: Flexibel und entgrenzt? – New Work muss gute Arbeit sein
„Stell dir vor es ist Büro, aber keiner geht hin“, fasste die Zeit die Arbeitsrealität nach der Corona-Pandemie treffend zusammen. Homeoffice und damit verbunden Desksharing-Konzepte prägen auch im öffentlichen Dienst für viele den Arbeitsalltag. Die Digitalisierung hat die Arbeitswelt verändert. New Work steht dabei vordergründig für Flexibilität und Selbstbestimmung, für vernetztes Arbeiten über Messangerdienste und Videocalls. Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Denn während es den Beschäftigten zweifellos Vorteile bietet (weniger Pendelzeiten, bessere Vereinbarkeit), bringt New Work auch Risiken mit sich. Die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben verschwimmen, Pausen- und Ruhezeiten geraten aus dem Blick. Und Homeoffice kann im ungünstigen Fall auch zu Vereinsamung und sozialer Isolation führen.
Personalräte befinden sich in einer Zwickmühle. Oft stehen sie (wie viele der Beschäftigten auch) New Work positiv gegenüber und wollen, dass die Möglichkeiten genutzt werden können. Andererseits wollen sie dafür sorgen, dass dabei der Arbeits- und Gesundheitsschutz eingehalten wird. Im Forum 1 soll analysiert werden, ob und wie beides gelingen kann.
Forum 2: Arbeitszeit und Gesundheit – Der Stress muss weg!
Die Arbeitszeit hat erheblichen Einfluss auf die Gesundheit der Beschäftigten. Viele sind zum Beispiel gezwungen, Überstunden oder Wechselschichtdienste zu leisten. Lange und belastende Arbeitszeiten können zu Schlafstörungen, chronischem Stress, Burnout und körperlichen Beschwerden führen. Sie rauben außerdem Zeit und Energie für Familie, Freundschaften oder Hobbys. Auch die Lebensqualität leidet also, wenn soziale Kontakte vernachlässigt werden müssen. Die Einführung von flexiblen Arbeitszeitmodellen kann zwar die Gesundheit der Beschäftigten fördern und Autonomiespielräume vergrößern. Studien belegen aber auch die Gefahren, die dadurch entstehen. Eine fragmentierte Arbeitszeit geht zum Beispiel regelmäßig mit einem wahrgenommenen höheren Zeit- oder Leistungsdruck und einer tendenziell längeren Wochenarbeitszeit einher.
Wir wollen im Forum diskutieren, wie die Arbeitszeitrealität im öffentlichen Dienst aussieht und durch welche Instrumente die Personalvertretung für mehr Autonomie und Entlastung sorgen kann. Denn der Arbeits- und Gesundheitsschutz ist zentrales Thema des Personalrats, insbesondere mit Blick auf die Arbeitszeit.
Forum 3: Gesundheit ganzheitlich gedacht – Behördliches Gesundheitsmanagement für die Praxis
Gesundheit bestimmt maßgeblich unsere persönliche Lebensqualität. Klar, viele Aspekte der persönlichen Gesundheit haben wir selbst in der Hand, sei es Bewegung oder gesunde Ernährung. Was aber, wenn Arbeit krank macht? Begriffe wie Arbeitsverdichtung, Omnipräsenz und Selbstausbeutung haben sich mittlerweile in unserer Arbeitswelt fest etabliert. Das Gute ist, dagegen können Arbeitgeber, Dienstherren, aber auch Beschäftigte etwas tun, vor allem im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements. In diesem Forum stellen wir daher ein Beispiel guter Praxis aus der Hessischen Finanzverwaltung vor. Diese hat im Jahr 2019 die bisherigen Ansätze der Gesundheitsförderung gebündelt und unter einer Dachmarke strategisch professionalisiert. Damit will man die Gesundheit der Beschäftigten stärker in den Fokus rücken. Die Teilnehmer*innen erhalten einen Überblick, wie ein Behördliches Gesundheitsmanagement aufgebaut sein sollte, erfahren alles über Gelingensbedingungen und Erfolgsfaktoren und bekommen praktische Tipps für die eigene Dienststelle.
Forum 4: Notfallplan für die Praxis – Gewalt und Aggression gegen Beschäftigte vorbeugen
In Zeiten steigender Gewalt und Respektlosigkeit gegen Beschäftigte im Dienst der Gesellschaft sind wirksame Präventionsansätze von besonderer Bedeutung. In diesem Forum dreht sich daher alles um die Prävention von Gewalt und Aggression gegen Beschäftigte. Wir schauen was Organisationen bei der Entwicklung einer vorausschauenden Sicherheits- und Notfallorganisation zu beachten haben. Wir zeigen, wie systemische Verfahren abgebildet sein können: von der Meldung und Erfassung eines Übergriffes über das Stellen einer Unfall-Strafanzeige bis hin zur Begleitung durch psychologische Helfer*innen. Und es geht um die wichtige Rolle, die Führungskräfte haben.
Forum 5: Vorsicht ist besser als Nachsicht – Warum Gefährdungsbeurteilungen so wichtig sind
Eine Gefährdungsbeurteilung ist die Grundlage für einen wirksamen betrieblichen Arbeitsschutz zur Verhütung von Unfällen, Berufskrankheiten und arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren. Trotz klarer Vorgaben im Arbeitsschutzgesetz und einem hohen präventiven Nutzen, führen Arbeitgeber im öffentlichen Dienst die Gefährdungsbeurteilung nicht flächendeckend durch. Häufig fehlt zudem der Fokus auf psychische Belastungsfaktoren, obwohl deren Ermittlung seit über 10 Jahren ebenfalls verpflichtend ist. In Forum 5 werden Nutzen und Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung sowie die Rechte der Personalvertretung erläutert. Die Teilnehmer*innen erhalten hilfreiche Tipps, wie sie die Durchführung beim Arbeitgeber einfordern können.
Impressionen Schöneberger Forum 2025
Impressionen Schöneberger Forum 2025
