Das Asien-Projekt 2022-2024 Organisierung von und Stärkung der Beteiligung von jungen und weiblichen Arbeitnehmer_innen in Gewerkschaften und in deren Entscheidungsprozessen in Asien
In Hinblick auf seine demographische Entwicklung zeichnet sich Asien durch eine vergleichsweise junge Bevölkerung aus. Laut der letzten Veröffentlichung der International Labour Organisation (ILO) zu globalen Beschäftigungstrends leben allein in Asien insgesamt über 55% der jungen (zwischen 15 und 24 Jahre alten) Menschen weltweit. In Bezug auf die Integration in den Arbeitsmarkt junger Menschen in Asien wird konstatiert, dass diese vergleichsweise mit einer dreifach höheren Wahrscheinlichkeit von Arbeitslosigkeit und prekärer Beschäftigung betroffen sind als ältere Altersgruppen – dabei mehr junge Frauen als Männer.
Obwohl sich die Lücke in Bezug auf die Beschäftigung von Männern und Frauen weltweit verkleinert, sind Frauen im Vergleich immer noch unterdurchschnittlich auf dem Arbeitsmarkt repräsentiert – und dies meist in sehr prekären Beschäftigungsverhältnissen. Insbesondere im informellen Sektor finden viele Frauen eine berufliche Tätigkeit. Dieser Sektor ist durch extrem schlechte Arbeitsbedingungen gekennzeichnet. Viele Arbeitnehmer_innen und insbesondere Frauen, erleben Diskriminierungen in verschiedenen Bereichen (u.a. ungleiche Bezahlung, schlechte oder keine Aufstiegsmöglichkeiten). Die COVID-19-Pandemie hat die Lage der Frauen weiter verschärft. Oft fehlt es an Informationen und verbindlichen Mechanismen, wie die Arbeitnehmerinnen ihre Arbeitsrechte durchsetzen oder sich beispielsweise gegen sexuelle Gewalt am Arbeitsplatz durchsetzen können.
Selten haben Arbeitnehmer_innen in Asien eine entsprechende kollektive Vertretung ihrer Rechte und Interessen. Nicht nur fehlende Informationen und Handlungskompetenzen der Arbeitnehmer_innen selbst, sondern auch Einschüchterungen und Repressionen seitens der Arbeitgeber_innen verhindern oft die aktive Organisierung. Arbeitnehmer_innen, die sich aktiv zusammenschließen und organisieren, werden oft mit Kündigungen bis hin zu Gewaltandrohungen unter Druck gesetzt. Darüber hinaus wird der Zusammenschluss von Arbeitnehmer_innen nicht nur auf betrieblicher Ebene durch die Arbeitgeber_innen selbst verhindert – auch restriktive Gesetzgebungen einzelner asiatischer Länder verbieten den Zusammenschluss von Arbeitnehmer_innen auf allen Ebenen bzw. gehen bei Organisierungsaktionen brutal gegen diese vor. Nicht selten kommt es vor, dass Arbeitnehmer_innen bei Streiks oder Demonstrationen von der Polizei verhaftet und misshandelt werden.
In diesem Kontext spielen auch Gewerkschaften eine essentielle Rolle. Sie befähigen Arbeitnehmer_innen dazu, sich zu organisieren und mit Arbeitgeber_innen bessere Arbeitsbedingungen auszuhandeln, um ihre ökonomische und soziale Sicherheit zu verbessern. Auch wenn gewerkschaftliche Organisierung eine positive Wirkung auf die Bezahlung und Arbeitsbedingungen hat, fehlen vielen Gewerkschaften in Asien entsprechende Strategien und Aktivitäten, um vor allem junge und weibliche Arbeitnehmer_innen zu erreichen – u.a. aufgrund von mangelnden Informationen, fehlenden oder nicht angemessenen Ansprache-Konzepten für diese Zielgruppe.
Bislang weist die Gewerkschaftsbewegung in Asien – neben ihrer hohen Fragmentierung – vor allem einen hohen Anteil männlicher und zunehmend älterer Mitglieder auf, was sich auch in den gewerkschaftlichen Führungsriegen widerspiegelt. Um die Gewerkschaftsbewegung nachhaltig zu gestalten, müssen neue angemessene Organisierungs- und Rekrutierungsstrategien erarbeitet, interne Politiken reformiert und junge und weibliche Arbeitnehmer_innen für die Gewerkschaften gewonnen werden. Ihnen müssen Möglichkeiten gegeben werden, sich aktiv an Entscheidungsprozessen beteiligen zu können, damit sie ihre spezifischen Interessen innerhalb der Gewerkschaften zur Sprache bringen und sich im Rahmen der kollektiven Vertretung durch die Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen einsetzen. Durch angemessene Bezahlung, gute und reguläre Arbeitsbedingungen kann darüber hinaus auch ein Beitrag zum Wirtschaftswachstum in der Region Asien bewirkt werden.
Das Asien-Projekt 2022-2024 des DGB Bildungswerk BUND und die durch die aktuellen Projektpartner durchgeführten Teilprojekte tragen dazu bei, insbesondere die Lebens- und Arbeitsbedingungen von jungen Menschen und Frauen zu verbessern, sie in gewerkschaftlichen Strukturen zu organisieren und ihnen innerhalb gewerkschaftlicher Gremien Entscheidungspositionen zu verschaffen, um vor allen Dingen den Belangen von jungen und weiblichen Arbeitnehmer_innen Gehör zu verschaffen, um so nachhaltig einen Betrag zu einer geschlechter- und generationsgerechten Arbeits- und Lebenswelt in der Region zu leisten.
Die Teilprojekte werden durch die Projektpartner des DGB Bildungswerk BUND in Süd- und Südostasien durchgeführt.
Hierzu gehören:
1. Das Bangladesh Institute of Labour Studies (BILS)
BILS eine gewerkschaftsnahen Nicht-Regierungsorganisation mit Hauptsitz in Dhaka, Bangladesch. Sie fördert den Dialog innerhalb der stark fragmentierten Gewerkschaftsbewegung in Bangladesch und setzt sich für die Verbesserung von Arbeiter_innenrechte ein. BILS führt das Projekt in der südlichen Stadt Chittagong in Bangladesch durch.
Link zur Homepage des Projektpartners: www.bilsbd.org
2. Der globale Gewerkschaftsverband Building and Woodworkers´ International (BWI)
BWI organisiert weltweit Arbeitnehmer_innen im Bau- und Holzsektor. Die Gewerkschaftsförderation führt das Projekt in Zusammenarbeit mit ihren ausgewählten Mitgliedsgewerkschaften in Indien und Nepal durch.
Link zur Homepage des Projektpartners: www.bwint.org
3. Die Vertretung des Internationalen Gewerkschaftsbunds in der Region Asien-Pazifik, die International Trade Union Confederation Asia Pacific (ITUC AP)
ITUC AP und ihre Mitgliedsgewerkschaften setzen sich für die verstärkte Organisierung von Arbeiter_innen in Gewerkschaften sowie für die Verbesserung von Arbeiter_innenrechte in unterschiedlichen wirtschaftlichen Sektoren ein. ITUC AP führt das Projekt mit ausgewählten Mitgliedsgewerkschaften und in Kooperation mit dem ASEAN Trade Union Council (ATUC) in Südostasien durch.
Link zur Homepage des Projektpartners: www.ituc-ap.org
4. Der globale Gewerkschaftsverband International Transport Federation (ITF)
ITF ist eine globale Gewerkschaftsförderation und organisiert Arbeitnehmer_innen im Verkehrsbereich. Sie wurde 1896 gegründet und zählt derzeit ca. 700 Mitgliedsgewerkschaften mit 4,5 Millionen Mitgliedern in 150 Ländern.
Link zur Homepage des Partners: https://www.itfglobal.org/de
5. Der globale Gewerkschaftsverband United Network International (UNI Global Union)
United Network International (UNI Global Union), gegründet 2000, ist eine globale Gewerkschaftsförderation, die über ihre 900 Mitgliedsgewerkschaften aktuell ca. 200 Millionen Arbeitnehmer_innen in 150 Ländern im privaten Dienstleistungssektor vertritt.
Link zur Homepage des Partners: https://uniglobalunion.org/
Laufzeit des Projekts: 1. Januar 2022 – 31. Dezember 2024
Finanzierung: Das Projekt wird durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.
Kontakt:
Tanja Schindewolf
Projektleiterin
DGB Bildungswerk Bund
Tel.: 0211-4301-592
tanja.schindewolf@dgb-bildungswerk.de