Organisierung von Arbeiterinnen in der Meeresfrüchte-verarbeitenden Industrie in Indien
Frauen organisieren sich und streiten gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen
Gujarat ist landesweit führend in der Verarbeitungsindustrie für Meeresfrüchte. Die Mehrheit der Arbeitskräfte in diesem Sektor sind Frauen. Davon sind fast 45% Arbeitsmigrantinnen aus weit entfernten Bundesstaaten. Armut, Verschuldung, hohe Arbeitslosigkeit, gestiegene Lebenshaltungskosten und familiäre Bedingungen haben diese Frauen gezwungen, für ihren Lebensunterhalt in weit entfernte Orte zu reisen. In den Verarbeitungsbetrieben für Meeresfrüchte arbeiten sie Großteils als Honorarkräfte unter prekären Arbeitsbedingungen. Meeresfrüchte-verarbeitende Betriebe bevorzugen vor allem junge, unverheiratete und nicht-ortsansässige Frauen, damit sie länger arbeiten können und nicht durch familiäre Verpflichtungen belastet werden. Sie sind die am schlechtesten bezahlten Arbeitskräfte mit wenig Arbeitsplatzsicherheit. Dies ermöglicht es den Unternehmen, ihre Kosten zu senken und ihre Wettbewerbsfähigkeit auf den globalen Märkten zu steigern. Die Arbeiterinnen wissen wenig über ihre Rechte wie z.B. gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Sicherheit am Arbeitsplatz und Mutterschaftsschutz, so dass es leichtfällt, sie ihnen vorzuenthalten. Durch die Gelegenheitsarbeit und die unsichere Gestaltung der Arbeitsverhältnisse haben die Arbeitnehmerinnen im Falle von Rechtsverletzungen darüber hinaus kaum Zugang zum Rechtssystem. Vom Staat und gemeinnützigen Organisationen erhalten sie bislang wenig Unterstützung; es gibt keine Organisation, die Arbeitnehmer_innen in der Meeresfrüchte-verarbeitenden Industrie vertritt.
Die Schulung und Organisierung der Arbeiterinnen ist daher der Schwerpunkt dieses Projektes. Der Projektpartner Society for Labour Development (SLD) klärt Frauen über ihre Rechte auf und stärkt sie in ihrer Selbstorganisation. Dazu werden
- Schulungen zu Arbeitsrechten und Weiterbildungen zu Führung und Aufbau von Selbstvertretungsstrukturen durchgeführt
- Arbeiterinnen dabei unterstützt, auf Unternehmensebene Arbeiterinnengruppe zu bilden und in Verhandlung mit der Unternehmensleitung für bessere Arbeitsbedingungen und zur Einhaltung ihrer Rechte zu treten
- Workshops für Männer in den Gemeinden, in denen die Frauen leben, und in den Betrieben, in denen sie arbeiten, angeboten, um diese für die Unterstützung der Anliegen des Projektes zu gewinnen
- die Bildung eines allgemeinen Arbeiterinnenkollektivs für den Sektor unterstützt
- die Zusammenarbeit mit anderen zivilgesellschaftlichen und staatlichen Organisationen gesucht, um sie für die Anliegen der Frauen zu gewinnen und die Advocacy-Arbeit auf ein breiteres Fundament zu stellen
Projektpartner des DGB Bildungswerkes in diesem Projekt ist die Society for Labor and Development (SLD) in Indien.
Laufzeit: 01.01.2023 - 31.12.2025
Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Kontakt:
Susanne Ludwig
Projektleiterin
DGB Bildungswerk e.V.
Tel.: 0211-4301-384
susanne.ludwig@dgb-bildungswerk.de