Überblick Wertschöpfungsketten, Plattformökonomie und Migration
Gute Arbeit entlang von Wertschöpfungsketten, in der Plattformökonomie und in der Internationalen Migration von Hausangestellten
Sicherstellung guter Arbeit auch unter komplexen und schwierigen Bedingungen
Die Welt ist verbunden- viele Produkte werden nicht mehr an einem Ort, sondern im Rahmen von Produktionsketten hergestellt. Ein T-Shirt wandert während der Herstellung einmal um die Welt und mit jedem Produktionsschritt vergrößert sich der Wert, daher sprechen wir auch von Wertschöpfungsketten. Allerdings wird dieser Wert sehr ungleich abgeschöpft. Diejenigen, die unter harschen Produktionsbedingungen am Anfang der Kette stehen verdienen fast nichts, die Marken und Auftraggeber schöpfen einen Großteil der Gewinne ab.
Aber nicht nur die globale Produktion verändert Beschäftigungsverhältnisse. Dafür sorgt die Digitalisierung ebenfalls. Seit einigen Jahren sind weltweit sogenannte Plattformen wie UBER, Lieferando, helpling entstanden, die sich nur als Vermittler verstehen. Obwohl sie die Arbeitsbedingungen diktieren, übernehmen sie keinerlei Verantwortung und Sozialleistungen für die Beschäftigten. So werden Arbeitnehmer_innen zu Einzelkämpfer_innen, jedoch mit wenig Einfluss auf ihre Arbeitsgestaltung, ihre Gewinnspannen und ihr Arbeitsumfeld.
Seit etlichen Jahren versuchen Gewerkschaften und sozial engagierte Organisationen sich auf diesem Hintergrund für eine gerechtere Verteilung der Gewinne und bessere Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern des Globalen Südens einzusetzen. Wir meinen: Nur starke Gewerkschaften vor Ort können wirklich die Arbeitsbedingungen verbessern und Antworten auf neue Herausforderungen finden. Aber wie können wir Gewerkschaften vor Ort dabei unterstützen? Das ist die Frage, die in diesem Programm in unterschiedlichen Teilen der Welt im Mittelpunkt steht.
- In Lateinamerika steht die Umsetzung und nachhaltige Verankerung von Strategien im Vordergrund, die in vorangegangenen Phasen erarbeitet wurden. Wie können nationale Gewerkschaftsbünde die Einhaltung der Arbeitsnormen auch in den Industrien voranbringen, die Teil internationaler Wertschöpfungsketten und/oder stark informalisiert sind? Entsprechende nationale Strategien werden konsolidiert und implementiert, Reformbestrebungen der beteiligten Gewerkschaften unterstützt und gefestigt.
- Im Amazonasgebiet unterstützen wir den Aufbau eines Internationalen Amazonas-Gewerkschaftsnetzwerks (IATN), das sich für menschenwürdige Arbeit, die Achtung der Menschenrechte in der Holzwertschöpfungskette, eine stärkere gewerkschaftliche Vertretung und den Schutz der Umwelt einsetzt. Dazu werden insbesondere internationale Vereinbarungen und Zertifizierungssysteme genutzt. Gemeinsame Kampagnen verschiedener nationaler Gewerkschaften erhöhen den Druck auf die Holzimporteure, sich für verbesserte Arbeitsbedingungen und Umweltschutz in der Holzproduktion einzusetzen.
- In Afrika wurden und werden unter anderem auf Druck von internationalen Finanzinstitutionen und Gebern viele Leistungen der Daseinsfürsorge privatisiert. Das betrifft mit den Bereichen Wasserversorgung, Abfallmanagement und Energieversorgung elementare Grundrechte. Vielerorts hat die Verfügbarkeit der entsprechenden Leistungen in guter Qualität für die Mehrheit der Bevölkerung unter Privatisierungen gelitten. Ebenfalls sehr verschlechtert haben sich die Arbeitsbedingungen und die Möglichkeiten der Organisierung der Arbeitnehmenden. Hier sind nationale, regionale und internationale Solidarität und Strategien gefragt. Dafür steht die Zusammenarbeit mit der globalen Gewerkschaft des öffentlichen Sektors (PSI) in einem Projekt.
- In Indien und insbesondere in den Küstenregionen von Gujarat hat sich die Meeresfrüchte-verarbeitende Industrie zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelt. Die Weiterverarbeitung für den Export findet in Fabriken statt, die hauptsächlich Wanderarbeiterinnen in prekären und schlechten Arbeitsbedingungen beschäftigen. Im Rahmen eines Projektes mit der Society of Labor and Development in Indien erfahren die Arbeiterinnen über ihre Rechte und werden dabei unterstützt sich gemeinschaftlich zu organisieren. Ziel ist die Schaffung einer gemeinsamen und gut organisierten Vertretung der Arbeiterinnen in Veraval, Kerala.
- In Südafrika werden neue Strategien zum Umgang mit digitalen Vermittlungsplattformen entwickelt und umgesetzt. Dabei sollen die Chancen der Digitalisierung ebenfalls genutzt werden. Eine kooperative Plattform von Hausangestellten für Hausangestellte soll sicherstellen, dass Arbeitsbedingungen verbessert werden. Außerdem soll die Plattform dazu dienen, den Austausch und die Organisierung in Gewerkschaften der zumeist eher vereinzelten Hausangestellten zu fördern.
- In den Philippinen unterstützen wir die Konsolidierung einer international agierenden Gewerkschaft für Hausangestellte und die Verbesserung der Lebensstandards von Hausangestellten in der Migration. Durch Fortbildungen und Organisationsentwicklung trägt das Projekt zur Weiterentwicklung der internationalen Gewerkschaft bei. Aktivistinnen werden in ihrer Arbeit in den Philippinen sowie in Zielländern der Migration (z.B. Hongkong, Malaysia, Kuwait, Katar, Jordanien, Macau) dabei unterstützt, Beratungs- und Hilfsstrukturen vor Ort einzurichten und auszubauen.
Laufzeit: 01.01.2023 - 31.12.2025
Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Kontakt:
Susanne Ludwig
Projektleiterin
DGB Bildungswerk e.V.
Tel.: 0211-4301-384
susanne.ludwig@dgb-bildungswerk.de