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In einer Tochterfirma des Chemiekonzerns Bayer auf den Philippinen haben Unternehmensleitung und Gewerkschaften fast zehn Jahre lang gestritten. Beigelegt wurde ihr Konflikt jetzt durch die nationale Kontaktstelle für die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen in Berlin. Sie ist das Instrument der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zur Durchsetzung des freiwilligen Verhaltenskodex. Dort hatte der DGB vor vier Jahren eine Beschwerde gegen die Bayer AG eingelegt.
Dabei ging es zunächst um die Anerkennung der „Gewerkschaft der Arbeiter bei Bayer Philippines“ EUBP. Bis 1997 hatte sie Arbeitnehmerinteressen bei Bayer erfolgreich vertreten und war auch beim Arbeitsministerium registriert. Dann hatte das Management ihre Mitglieder plötzlich eingeschüchtert, die EUBP als kommunistisch unterwandert diffamiert und eine andere Gewerkschaft anerkannt. Der Vorsitzende der EUBP, Juanito Facundo, wurde zuerst versetzt und dann, zusammen mit fünf anderen Kollegen, gekündigt – angeblich betriebsbedingt.
Doch er durfte damals von einem Tag auf den anderen nicht mal mehr das Firmengelände betreten. Seine Stelle wurde gleich wieder ausgeschrieben.
Als sich die Nationale Kontaktstelle für die OECD-Leitsätze der Sache annahm, hatte die EUBP ihre Anerkennung bereits vor einheimischen Gerichten durchgesetzt. Doch gestritten wurde noch um die von der Firma eingezogenen Gewerkschaftsbeiträge: Bayer hatte sie fünf Jahre lang an die Konkurrenzgewerkschaft ausgezahlt. Da die das Geld inzwischen ausgegeben hat, will die EUBP es vom Unternehmen zurück. Inzwischen hat Bayer der Gewerkschaft ein finanzielles Angebot vorgelegt.
Gegen Facundos gerichtlich verfügte Wiedereinstellung hat das Unternehmen noch 2006 Revision eingelegt. Doch auch dieser Streit ist nun beigelegt: Der ehemalige Gewerkschaftspräsident, inzwischen 58 Jahre alt, hat auf seine Stelle verzichtet und eine Abfindung akzeptiert. Er hoffe sehr, so kommentierte Facundo die Ende Juni veröffentlichte Erklärung zu dieser Einigung, „dass solche Probleme künftig vermieden und beide Parteien zusammen für das gemeinsame Wohl arbeiten werden“.
Auf Vertrauen baut auch die Firmenzentrale – und auf ein neues Management vor Ort. „Wir haben die Regeln des Miteinanders neu definiert“, erklärte Roland Ellmann von der Bayer AG in Leverkusen. Die Nationale Kontaktstelle hat darüber kein Urteil gesprochen – das steht nicht in ihrer Macht. Sie hat die Konfliktparteien an einen Tisch gebracht und zu einer Einigung geführt. Damit werden nach zehn Jahren wieder vernünftige Beziehungen zwischen den Sozialpartnern bei Bayer Philippinen möglich.
Sigrid Thomsen