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Sind alle Profifußballer reich? Der Marktwert der WM-Spieler wird in Millionen gemessen, doch der Schein trügt! Nur rund zehn Prozent der in Deutschland tätigen Fußballprofis haben nach ihrer Karriere finanziell ausgesorgt. Viele sind sogar auf Unterstützung angewiesen.
Rund 2.500 Fußballprofis gibt es in Deutschland. Der Großteil von ihnen spielt unterhalb der Bundesliga – teilweise sogar in der Fünftklassigkeit, bei schmalen Gehältern und schlechten Arbeitsbedingungen. Eine Karriere kann schon beim nächsten Foul oder bei der nächsten Klubinsolvenz vorbei sein. Das ist nicht anders als in Südafrika. Wer darauf nicht richtig vorbereitet ist, dem droht nicht selten der soziale Absturz.
Vor diesem Hintergrund wurde 1987 die Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VDV) unter anderem vom heutigen Ehrenpräsidenten Benno Möhlmann gegründet. Zahlreiche Bundesligaprofis schafften seinerzeit eine Art „Selbsthilfeverein“ für Berufsfußballer, der sich mittlerweile zur etablierten Spielergewerkschaft mit mehr als 1.300 Mitgliedern weiterentwickelt hat. Vom Deutschen Fußball-Bund, dem Ligaverband und der Deutschen Fußball-Liga ist sie offiziell anerkannt. Aufgaben der VDV sind die Interessenvertretung der Profis sowie die Unterstützung der Mitglieder in den Bereichen Vorsorge, Recht, Bildung, Medien, Medizin, Sportpsychologie und Training. Zahlreiche Forderungen konnte die VDV bereits durchsetzen: Eine jährliche sportärztliche Pflichtuntersuchung im Lizenzbereich, den Aufbau des DFB-VDV-Versorgungswerkes sowie verbesserte Transfermöglichkeiten für vereinslose Profis. In der täglichen Arbeit prüft die Spielergewerkschaft kostenlos Arbeitsverträge, Gehaltsabrechnungen oder sportspezifische Versicherungsverträge ihrer Mitglieder. Bei Konflikten – ausstehende Gehaltszahlungen, willkürliche Vertragsstrafen oder auch Suspendierungen – helfen die VDV-Teambetreuer umgehend vor Ort. Vereinslose Profis können kostenlos an einem professionellen Trainingscamp teilnehmen. Für die Berufsplanung nach dem Fußball beschäftigt die VDV einen Laufbahncoach, der als Lotse und Ideengeber fungiert. Die Probleme der Profifußballer sind überall ähnlich. In Südafrika steht die Gesellschaft allerdings vor erheblich größeren sozialen Herausforderungen, nicht zuletzt durch das enorme Wohlstandsgefälle und die Verbreitung von HIV/Aids. Die WM ist auch eine Chance, arme und reiche sowie schwache und starke Menschen näher aneinander heranzuführen. Erfahrungen aus Südafrika fließen längst in die Verbandsarbeit ein: die südafrikanischen Auswahlspieler Bradley Carnell und Delron Buckley sind schon seit vielen Jahren Mitglieder der VDV. Besonders schätzen die Spieler aus anderen Nationen das Engagement der VDV für das Kinderhilfswerk UNICEF sowie für die Bekämpfung von Rassismus im Fußball und in der Gesellschaft. Konkret unterstützt die Spielergewerkschaft die Initiative „respect“ des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes, deren Slogan auch ein gutes Motto für die Weltmeisterschaft sein könnte: „One world. One spirit. One game“.
Ulf Baranowsky
Der Autor ist Geschäftsführer der VDV.
Weitere Informationen: www.spielergewerkschaft.de