In Kürze
18.12.2024 I Kurznachrichten aus Superoutsourcing, NORDSÜD NEWS 2024, Ausgabe 3
Global Wage Report: Löhne steigen, Probleme bleiben
Reallöhne steigen, doch ausreichend ist das nicht: Für das Jahr 2024 rechnet die Internationale Arbeitsorganisation ILO in ihrem Global Wage Report mit einem Plus weltweit von im Schnitt 2,7 Prozent – und damit mit dem größten Anstieg seit 15 Jahren. Eine Erholung gibt es aber nicht überall. Die Reallöhne von Arbeitnehmer*innen in Afrika, Nordamerika und in Teilen Europas stagnierten oder sanken. Und: Die Lohnunterschiede in Ländern mit niedrigem Einkommen sind besonders groß: Dort würden fast 22 Prozent der Arbeitnehmenden weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Stundenlohns verdienen. Zudem seien Frauen nach wie vor in schlecht bezahlten Beschäftigungsverhältnissen überrepräsentiert. „Die Rückkehr zu einem positiven Reallohnwachstum ist eine begrüßenswerte Entwicklung“, sagte ILO-Generaldirektor Gilbert Houngbo. „Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass Millionen von Arbeitnehmerinnen, Arbeitnehmern und ihre Familien nach wie vor unter der Wirtschaftskrise leiden.“
IndustriAll-Beschwerde gegen Modemarken
Der internationale Gewerkschaftsverbund IndustriALL hat gegen drei große Modeunternehmen Beschwerde bei den OECD-Vertretungen in Deutschland, Großbritannien und Polen eingereicht, weil sie weiterhin Kleidung in dem von einer Militärjunta regierten Myanmar produzieren lassen. Betroffen sind das deutsche Unternehmen New Yorker, die britische Firma Next und LPP aus Polen mit Marken wie Reserved und Mohito. IndustriALL zufolge verstoßen sie gegen Vorgaben der OECD zu verantwortungsvoller Unternehmensführung. Diese sehen vor, dass sich multinationale Firmen ethisch und verantwortungsvoll hinsichtlich Menschenrechten und dem Arbeitsrecht verhalten. Das jedoch sei in Myanmar seit dem Militärputsch von 2021 unmöglich, so IndustriALL. Die Klage wird unterstützt von den beiden in Myanmar verbotenen Gewerkschaften CTUM und IWFM. Das Militär in dem südostasiatischen Land hatte 2021 die Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gestürzt, es geht brachial gegen Kritiker*innen vor. Die Textilindustrie in Myanmar sei für die Militärjunta zu einem Weg geworden, „ausländisches Geld in eine kollabierende Wirtschaft zu pumpen“, erklärte IndustriALL. Außerdem gebe es Verbote von Gewerkschaften und Festnahmen von Gewerkschaftsverantwortlichen. „Marken, die in Myanmar bleiben, profitieren von einem Umfeld aus Angst, Zwangsarbeit und Ausbeutung.“ 2022 hatte IndustriALL mit Firmen wie H&M, Primark und Lidl einen Ausstieg aus dem Land vereinbart.
G20: Leider zu unkonkret
Die G20 haben bei ihrem Treffen im November 2024 in Rio de Janeiro wichtige zentrale Punkte vereinbart – die die Staats- und Regierungschef*innen nun aber auch konkret umsetzen müssten. Dazu allerdings fehlten bislang die entscheidenden Maßnahmen. Die G20 starteten unter anderem die Globale Allianz gegen Hunger und Armut, die Ressourcen mobilisieren und Wissen über Armutsbekämpfung – auch durch sozialen Schutz – austauschen soll. Bei menschenwürdiger Arbeit wollen sich die wichtigsten Industrie- und Schwellenländer auf die Gleichstellung der Geschlechter konzentrieren, hochwertige Arbeitsplätze schaffen, Sicherheit und Sozialschutz am Arbeitsplatz gewährleisten sowie Kinder- und Zwangsarbeit abschaffen. Sie unterstützen eine „progressive Steuerreform“ und befürworten „Grundsätze für eine gerechte und integrative Energiewende“, ohne sich allerdings konkret zu Klimafinanzierung zu verpflichten. IGB-Generalsekretär
Luc Triangle kommentierte: „Es ist ermutigend, dass die G20 anerkennen, wie wichtig es ist, Ungleichheiten zu bekämpfen und hochwertige Arbeitsplätze und Arbeitnehmerrechte zu fördern.“ Wenn die G20 ihren Schwerpunkt ernst nehmen, die Stimme der Entwicklungsländer im multilateralen Foren zu stärken, müssten die Staats- und Regierungschefs aber „mutigere Schritte in Richtung einer gerechten und nachhaltigen Weltwirtschaft unternehmen“.
Abschlusserklärung der G20: https://www.consilium.europa.eu/media/l11hh2mb/g20-rio-de-janeiro-leaders-declaration-final.pdf
FILMTIPP: Die Saat des heiligen Feigenbaums
Die Beförderung hat es in sich: Iman wird zum investigativen Richter am Revolutionsgericht in Teheran ernannt. Auf den ersten Blick ein Karrieresprung mit mehr Geld und besseren Möglichkeiten auch für seine Frau und seine Töchter. Doch der eigentlich ehrliche und gerechtigkeitstreue Jurist soll so in das System gezwungen werden. Seine neue Aufgabe ist es, Todesurteile zu unterschreiben, ohne die jeweiligen Fälle dazu begutachten zu können. Das bringt die ganze Familie durcheinander. Und dann wird auch noch die beste Freundin einer seiner Töchter bei den gewalttätigen Protesten von den Revolutionsgarden schwer verletzt.
Kinostart 26.12.2024