
Ungewisse Aussichten
Die Arbeitsaufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine in Deutschland gestaltet sich auch ein Jahr nach Kriegsbeginn schwierig. Bis eine Beschäftigung aufgenommen werden könne, vergeht oft viel Zeit.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ukrainer_innen ist laut Bundesagentur für Arbeit von Februar bis November 2022 von 57.000 auf rund 125.000 gestiegen. Etwa 29.000 waren geringfügig beschäftigt. Ende Januar waren dagegen rund 471.000 Flüchtlinge aus der Ukraine bei Jobcentern und Arbeitsagenturen gemeldet. Als arbeitslos waren 188.000 Ukrainer_innen registriert. Die Mehrheit besucht Integrationskurse oder betreut Kinder. Rund 200.000 Ukrainer_innen haben sich für einen Integrationskurs angemeldet. In einer gemeinsamen Erklärung kündigten der DGB und der Arbeitgeberverband BDA an, die Geflüchteten weiterhin solidarisch zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass die Zugänge zum Arbeitsmarkt für sie offenstehen. „Die Geflüchteten müssen die Möglichkeit haben, eine Beschäftigung oder Ausbildung zu finden, in der sie ihre Fähigkeiten und Qualifikationen einbringen können“, heißt es in der Erklärung. Die Unternehmen, Betriebs- und Personalräte stehen bereit, ihren Beitrag zur Integration in Arbeit und in Ausbildung zu leisten. Eine Hürde ist das Erlernen der deutschen Sprache. Darauf verweist Marlene Thiele vom „Netzwerk Unternehmen integrieren Flüchtlinge“ gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Mehr als 25 % der deutschen Betriebe haben einer Umfrage des Netzwerks zufolge Kontakt zu Geflüchteten aus der Ukraine. Mehr als drei Viertel (78 %) der neuen Jobs fußten auf Arbeitsverträgen. Der Einstieg in Beschäftigung über ein Praktikum (21 %) oder eine Ausbildung (1 %) spielt demnach bislang eine deutlich kleinere Rolle. Insgesamt prä-gen der ungewisse Kriegsverlauf und die rechtlichen Rahmenbedingungen die Lebensbedingungen und Bleibeabsichten von geflüchteten Ukrainer_innen und Ukrainern, schreibt das Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in einer Studie vom Dezember 2022. Demnach wollen 37 % der Geflüchteten für immer oder mehrere Jahre in Deutschland bleiben, 34 % bis Kriegsende, 27 % sind noch unentschieden und 2 % planen, Deutschland innerhalb eines Jahres wieder zu verlassen.
Aktuelle Analyse des Arbeitsmarktforschers Stefan Sell zur Lage geflüchteter Ukrainer_innen
Entnommen aus Forum Migration Mai 2023